Freitag, 28. Dezember 2012

Joe Sacco, Palästina

Anfang der 1990er-Jahre bereiste der maltesisch-US-amerikanische Comiczeichner Joe Sacco nach der Absolvierung seines Journalismus-Studiums in Oregon/USA Israel und Palästina. Eine wichtige Motivation für ihn war die extrem einseitige Darstellung des Nahostkonflikts in den US-Medien, die außer der israelischen Sichtweise nichts Erhellendes, ja nur „Erbärmliches“, wie es Sacco nennt, zu diesem Konflikt beitrügen. Die USA finanzierten mit ihren Milliarden-Dollar-Subventionen nicht nur das koloniale Siedlungsprojekt, sondern auch die brutale Besetzung Palästinas, die durch massive Waffenlieferungen aus den Vereinigten Staaten aufrechterhalten werde. 

Noch beschämender für Sacco war die Tatsache, dass er trotz intensiven Studiums von Zeitungen und Nachrichtenschauens von dem Thema immer noch keine Ahnung über die Palästinenser hatte; er assoziierte sie mit „Terrorismus“. Sein erster Comic trug den Titel „Meet the Asshole“, womit Yasser Arafat gemeint war. „Ich wusste von ihm nur, was mir von den Massenmedien beigebracht worden war, weshalb es mir leicht fiel, ihn zu verteufeln.“ 

In neun Kapiteln verarbeitet der Autor nach einem Palästina-Aufenthalt seine Eindrücke in einem neuen Genre – dem Comic-Journalismus. Sacco schildert das Leben in Palästina und Israel aus der Sicht eines US-Amerikaners, der eine für ihn unbekannte Welt betritt, in der die Menschen traumatisiert sind von Terror und Besatzung, in der Verhaftungen, Vertreibungen, Abriegelungen, Demütigungen, Rechtlosigkeit und Willkür, Zerstörung und Enteignung von Eigentum zum Alltag gehören. 

Seit der Veröffentlichung dieser Comics ist aber alles noch viel schlimmer geworden. Israel hat mit US-amerikanischen Waffen, die angeblich nur „Verteidigungszwecken“ dienen, Kriege gegen Libanon und den Gaza-Streifen geführt. Bei denen jeweils 1 200 Menschen im Libanon und 1 400 Menschen in Gaza getötet worden sind – überwiegend Zivilisten, in der Mehrzahl Frauen und Kinder. 

Dieses Comic-Buch ist kein „objektives“ Werk, „wenn man unter Objektivität den amerikanischen Ansatz versteht, der beiden Seiten das Wort gibt, sich aber nicht um die Darstellung der Realität kümmert. In diesem Buch wollte ich nicht objektiv sein, sondern ehrlich.“ Das Buch ist sehr persönlich und immer noch aktuell. Es zeigt die unschönen Seiten der Lage der Menschen in Palästina, über die westliche Medien den Schleier des Vergessens legen wollen. Sacco dagegen zieht durch eindrucksvolle Szenerien das ganze Elend eines kolonisierten Volkes an die Öffentlichkeit. Sehr lesenswert!

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