Montag, 14. Oktober 2013

Tebartz-van Elst und die Glaubwürdigkeit von Papst Franziskus

Franz-Peter Tebartz-van Elst und sein ehemaliger Mentor.
Der Skandal- und Luxusbischof Franz-Peter Tebartz-van Elst entwickelt sich nicht nur zu einem Super-Gau für die katholische Kirche in Deutschland, sondern auch für die Glaubwürdigkeit von Papst Franziskus. Ein Papst, der als Kardinal und Erzbischof von Buenos Aires in Armut und Demut seinen Dienst für die Kirche verrichtet hat und jetzt im Gästehaus des Vatikans, Santa Marta, „haust“, darf einen in Prunk, Vergeudung von Kirchensteuergeldern und Triumphalismus gefangenen deutschen Provinzbischof nicht länger im Amt halten. Solche Bischöfe, die einem solchen Triumphalismus frönen, seien dem „auferstandenen Christus nicht begegnet“, so Papst Franziskus. 

Papst Franziskus ist es nicht zuzumuten, sich mit solch einem skandalumwitterten „Corpus delicti“ zu treffen. Hat sich jemals Papst Johannes Paul II. mit einem der zahlreichen Befreiungstheologen aus Lateinamerika oder anderen Theologieprofessoren getroffen, um sie anzuhören, bevor er ihnen die Lehrbefugnis entzogen hat? Diese honorigen Persönlichkeiten hatten wenigstens noch intellektuell etwas vorzuweisen, wohingegen der Provinzbischof aus Limburg nur Geldverschwendung und persönliche und luxuriöse Dekadenz „vorzuweisen“ hat. Den Empfang, den Papst Franziskus dem Befreiungstheologen Gustavo Gutiérrez am 12. September im vatikanischen Gästehaus Sankt Marta – seinem Wohnsitz (!) - gewährt hat, steht seinem im Luxus schwelgenden „Bruder in Christo“ nicht zu. 

Tebartz-van Elst möge zwar im Lichte der Probleme, denen sich die katholische Kirche weltweit gegenübersieht, ein Nullum sein, aber dieser Skandal muss durch eine klare Trennung gelöst werden. Dass selbst die protestantische Bundeskanzlerin jetzt vor einem großen Schaden für die katholische Kirche warnt, spricht Bände. In Zukunft wird in Deutschland wieder intensiv über die Kirchsteuerzwangsabgabe und die Offenlegung jeglicher „Reptilienfonds“ der einzelnen Bistümer diskutiert werden müssen. Erste Forderungen werden seitens der politischen Klasse bereits erhoben. Warum sollten Bischöfe und Priester nicht durch ihre Glaubwürdigkeit und Verkündigung für ihren finanziellen Unterhalt und dem ihres Bistums bei den Gläubigen werben, wie es fast in allen Ländern der Welt üblich ist? Bescheidenheit würden diesen Kirchfürsten gut anstehen. Die Mercedes S-Klasse sollte gegen einen Smart oder VW-Polo ausgetauscht werden. 

Das Phänomen Tebartz-van Elst ist aber nicht nur ein deutsches Problem. Da van Elst vor dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz - dieses Mal mit einer Billig-Airline (!) - in der „Heiligen Stadt“ gestrandet ist, zeugt davon, dass er mächtige Fürsprecher in der Kurie hat. Kein Regionalbischof könnte sich sonst so etwas leisten, von Kardinal Joachim Meisner aus Köln einmal abgesehen, der diese direkte Intrige schon immer praktiziert hat. Er gehört auch zu den Mentoren dieses auf Abwege geraten „Schafes“. Dieses „Schaf“ wurde bereits als Nachfolger für Meisner gehandelt. Nicht auszudenken, was er wohl mit dem Milliardenvermögen des reichsten deutschen Bistums angestellt hätte. Jetzt muss jedes Bistum seine Finanzen offenlegen, dankt Tebartz-van Elst.

Sollte man nicht auch einmal unter Journalisten die Frage nach den Hintermännern des Bischofs stellen? Tebartz-van Elst wirkt nach außen nicht so, als ob er alleine diese "kriminelle" Energie aufbringen könnte. Wer hat im Bistum Limburg "durchgestochen", und wer hat aus anderen Bistümer ein Interesse am Sturz des Bischofs? Die Frage für wirklich kritische Journalisten müsste lauten: Cui bono? Oder ist es gar ein Konflikt zwischen Einfachheit und Repräsentation, der sich durch die ganze Kirchengeschichte zieht?  

Ein weiterer sehr einflussreicher Förderer dieses „Borgia-Bischofs“ ist der Präfekt der Glaubenskongregation, der ehemaligen Bischof von Regensburg, Gerhard Ludwig Müller, der noch von Benedikt XVI. berufen worden ist und an dem Papst Benedikt zum Leidwesen vieler weiter festhält; Müller gilt als konservativer Hardliner und Fürsprecher und Förderer von Tebartz-van Elst. Hat er nicht kürzlich während einer Predigt (!) von einer „Kampagne der Medien“ gegen seinen Amtsbruder gesprochen, als ob die finanziellen Exzesse des Bischofs von den Medien erfunden worden wären? Ist dies Papst Franziskus bewusst  und sollte er auch hier nicht personelle Konsequenzen ziehen?

Der Limburger Regionalbischof weilte nicht ohne Grund ständig in Rom. Er gilt dort als gut „vernetzt“, um als Nachfolger Kardinal Meisners inthronisiert zu werden. Dieser Traum scheint ausgeträumt zu sein. Darüber hinaus muss Papst Franziskus den vatikanischen „Augiasstall“ gründlich ausmisten, um mit seinem Stil, der sich auf die Freiheit und Verantwortung des Gewissens jedes einzelnen Gläubigen beruft, nicht zu scheitern. Die jesuitische Lehre von der Freiheit des Gewissens jedes einzelnen Gläubigen muss über die Lehre vom absoluten Gehorsam gegenüber dem Lehramt von Opus Dei obsiegen, damit die Kirche nicht völlig die Zeichen der Zeit verschläft.

Was soll nun die katholische Kirche mit dem Problembischof Tebartz-van Elst anstellen? Ihn in eine Kartause zu stecken, würde bedeuten, diese spirituelle Gemeinschaft zu korrumpieren und letztendlich zu zerstören. Ihm einen Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge zur Seite zu stellen, wäre nicht nur eine Beschädigung des Amtes des Koadjutors, sondern auch eine Verhöhnung der Gläubigen des Bistums Limburg. Es gibt zahlreiche noch zu vergebende Titularbischofssitze in Afrika. Man könnte Tebartz-van Elst zum Beispiel zum Titularbischof von Timbuktu in Mali ernennen, ausgestattet mit einem Gehalt eines deutschen Staatssekretärs, müsste ihm die Missionierung der islamistischen „Gotteskrieger“ gelingen. Ober man schickt ihn als seelsorglichen Betreuer der „Missionarinnen der Nächstenliebe“, die einst von Mutter Teresa gegründet worden sind, in die Slums von Kalkutta; dieses Mal aber nicht First sondern Business Class. 

In Deutschland jedenfalls ist er nicht mehr satisfaktionsfähig. Sollte er noch einmal eine Messe im Limburger Dom zelebrieren, sollten ihn die Gläubigen ausbuhen oder auspfeifen; auch dies wäre nach der massiven Geldverschwendung durch einen Bischof ein Zeichen des Selbstbewusstseins der katholischen Gläubigen in Deutschland.