Sonntag, 26. Januar 2014

„Israel‘s“ best Mayor: Bill de Blasio, New York City



Unter normalen politischen Umständen gebe diese Rede den Startschuss für einen Skandal erster Güte, der zum Rücktritt eines Bürgermeisters führen müsste. Aber die USA sind eben kein normales Land, wenn es um den Staat Israel geht. Es scheint als seien Israels Interessen für die Mehrheit der US-Politikerklasse wichtiger als das Interesse ihres eigenen Landes. Was den US-Senatoren zur zweiten Natur geworden ist, war bisher in dieser Deutlichkeit von keinem US-Bürgermeister gesagt worden.

Man muss sich die Ausschnitte dieser „Geheimrede“ auf der Zunge zergehen lassen, um nur einen kleinen Eindruck von dem zu erlangen, was in den USA in Sachen Israel so vom Stapel gelassen wird. Bis zu seiner Aufdeckung und dem darauffolgenden Rauswurf aus dem Saal war es einem Reporter von „Capital“ gelungen, Ausschnitte dieser skandalösen Rede mitzuschneiden. Bei dieser „Geheimrede“ war die Presse nicht zugelassen, der Inhalt zeigt, warum dies der Fall war.

Die politische Öffentlichkeit der USA hat jedoch ein Recht auf den ganzen Redetext „ihres“ Bürgermeisters. Warum wurde ihre Geheimhaltung verfügt? Wem gehört eigentlich die Loyalität des Bürgermeister Bill de Blasio? Seinen Wählern oder AIPAC - dem American Israel Public Affairs Committee? Kritik an dieser „Geheimrede“ kann man hier und hier lesen. Werden auch die führenden Medien der USA diesen einzigartigen Vorgang aufgreifen?

Für die New York Times sollte die Nachricht eigentlich eine politische Steilvorlage sein. Aber gilt auch in diesem Fall das Motto der Zeitung: „All the News That’s Fit to Print“? Bisher hat dieser „opinion leader“ geschwiegen. Dies verwundert nicht, weil selbst jeder dritte US-Rabbiner Angst hat, seine wirkliche Meinung über den Nahostkonflikt in seiner Gemeinde zu äußern, wie die "Jüdische Allgemeine" meldet. "The Land of the Free, Home of the Brave" hat in Sachen Israel einen vorauseilenden Gehorsam der politischen Klasse hervorgebracht, der nur als politisch abstoßend bezeichnet werden kann.

Sollten sich nicht einmal die Funktionäre von AIPAC Folgendes fragen? Könnte sich diese Form der Selbstverleugnung der US-Politikerklasse nicht bei passender Gelegenheit auch einmal gegen die jüdischen Amerikaner selbst wenden, wenn es ihnen nützlich erscheint? Könnte es nicht auch sein, dass diese gesteilte, lächelnde, saubere, rücksichtlose und heuchlerische Variante einiger US-Politiker als eine neue Variante des Antisemitismus daherkommt und AIPAC merkt es gar nicht?