Montag, 11. April 2016

Merkel und Erdogan: Das europäische Traumpaar

Europas Traumpaar!
Es bedurfte eines mittelmäßigen Satiregedichts von Jan Böhmermann, um die Erpressbarkeit der deutschen Bundeskanzlerin durch den neoosmanischen Sultan Erdogan für alle sichtbar ans Licht zu bringen. Zum so genannten Gedicht ist wenig zu sagen, nur dass es von Ressentiments, Rassismen und Beleidigungen unter der Gürtellinie nur so strotzt. 

Wenn diese Perversität Satire sein soll, dann lieber gar keine Satire. Die politische Klasse in Berlin bietet den Bürgerinnen und Bürgern tagaus, tagein Realsatire vom Feinsten. Das jüngste Beispiel lieferte der seit 35 Jahren im Europaparlament einsitzende Elmar Brok (CDU) bei Anne Will. Seine absurden Einlassungen wurden zu Recht von Serdar Somuncu als "Satire" bezeichnet. Ebenso kafkaesk nahmen sich die Ausführungen von Kanzlerin Merkel nach dem so genannten EU-Türkei-Gipfel aus, der eigentlich ein reiner Merkel-Erdogan-Gipfel war, weil Deutschland das einzige EU-Land ist, das Flüchtlinge weiter aus der Türkei nach Deutschland ausfliegen lässt. Kein anderes EU-Land beteiligt sich an diesen Abmachungen. 

Der eigentliche Skandal besteht jedoch nicht in dieser unterirdischen Satire, sondern darin, dass Merkel im vorauseilenden Gehorsam ihren "Partner und Freund" in Ankara angerufen hat, um ihm zu bestätigen, dass auch sie dieses Gedicht unerträglich finde. Merkel musste für gutes Wetter sorgen, sonst öffnet Erdogan erneut die Flüchtlingsschleusen und lässt weitere Hunderttausende aus der Türkei gen Deutschland ausreisen. Wenn ab Juli die Visumspflicht für Türken für die EU aufgehoben wird, kann sich Erdogan dann der Kurden und anderer kritischer Intellektueller auf elegante Weise entledigen. 

Merkels Chaospolitik hat zur totalen Isolation Deutschlands in Europa geführt und darüber hinaus auch dazu beigetragen, dass das Wohl und Weh des Landes von einem größenwahnsinnigen türkischen Sultan abhängig ist. Anstatt ihm die Leviten zu lesen und auf die massiven Menschrechtsverletzungen und die Abschaffung der Pressefreiheit in der Türkei zu verweisen und Erdogan für seinen Terrorkrieg gegen das kurdische Volk in der Türkei zu kritisieren und ihn auf seine Unterstützung von ISIS und anderer Terrororganisationen in dem vom Westen angezettelten Bürgerkrieg in Syrien hinzuweisen, soll nun ein Satiriker wegen Beleidigung eines anderen Staatsoberhauptes angeklagt werden. 

Diese Doppelmoral scheint ein deutsches Markenzeichen zu sein. Die Merkel-Regierung hat massiv die anderen EU-Partner für die Schließung ihrer Grenzen kritisiert, nimmt jetzt aber den Rückgang der Flüchtlingszahlen für sich in Anspruch, um auf ihre "erfolgreiche" Flüchtlingspolitik hinzuweisen. 

Als die Satirezeitschrift "Titanic" den Papst verunglimpfte, hatte Merkel dagegen nichts einzuwenden und auch die deutschen Gerichte fanden es in Ordnung, da es ja gegen Christen ging. Wenn jetzt ein Satiriker einen selbstherrlichen muslimischen Autokraten "beleidigt" haben sollte, wird ihm der Staatsanwalt auf den Hals gehetzt. Gegenüber Erdogan scheint Merkel alle demokratischen Prinzipien über Bord geworfen zu haben. 

Merkel sollte sich fragen, mit welchen Regime sie sich da eingelassen hat. Sie sollte am besten gleich zu einem Kanossagang nach Ankara aufbrechen und den Sultan in seinem protzigen Palast umschwänzeln und um Verzeihung bitten.

Vielleicht geht Böhmermann einmal bei Dieter Hallervorden in die Lehre.